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Kunst und Kultur in einer modernen und digitalen Welt
Kulturvermittlung und Audience Development: Neue Zielgruppen für Kunst und Kultur erreichen
Kulturvermittlung und Audience Development bieten Kulturinstitutionen neue Möglichkeiten, Menschen für Kunst und Kultur zu begeistern und sie aktiv daran teilhaben zu lassen. Diese Ansätze ermöglichen nicht nur, bestehendes Publikum zu binden, sondern auch neue Zielgruppen anzusprechen, die bisher wenig oder keinen Zugang zu kulturellen Angeboten hatten.
Was ist Kulturvermittlung?
Kulturvermittlung schafft die Verbindung zwischen Kunst und Publikum, indem sie Zugänge zu kulturellen Angeboten ermöglicht und Menschen dazu ermutigt, sich aktiv mit Kunst und Kultur auseinanderzusetzen. Sie umfasst nicht nur klassische Angebote wie Führungen und Workshops, sondern auch innovative und digitale Ansätze. Ziel ist es, Barrieren abzubauen und kulturelle Teilhabe für alle zu fördern.
Audience Development: Mehr als nur Marketing
Audience Development geht über reines Marketing hinaus. Es handelt sich um eine gezielte Strategie, um neue Zielgruppen für kulturelle Angebote zu gewinnen und bestehendes Publikum langfristig zu binden. Dabei spielen nicht nur Marketing und PR eine Rolle, sondern auch die Gestaltung von Programmen, die auf die Interessen und Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen eingehen. Ziel ist es, ein vielfältiges und dauerhaftes Publikum zu schaffen, das sich aktiv mit kulturellen Angeboten auseinandersetzt.
Barrierefreiheit als Schlüssel zu mehr Teilhabe
Ein zentrales Element von Kulturvermittlung und Audience Development ist die Barrierefreiheit. Sie ermöglicht es, kulturelle Angebote auch Menschen zugänglich zu machen, die aufgrund körperlicher, sozialer oder geografischer Barrieren bisher ausgeschlossen waren. Kulturinstitutionen müssen hier proaktiv sein und Wege schaffen, damit alle Menschen an kulturellen Veranstaltungen teilhaben können.
Ein Beispiel dafür sind digitale Veranstaltungen, die Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder aus abgelegenen Regionen eine Teilnahme ermöglichen. Untertitel und Gebärdensprache bei Aufführungen und Ausstellungen sind weitere Mittel, um Barrieren abzubauen und den Zugang zu erleichtern.
Beispiele für kreative Kulturvermittlung
Ein Beispiel für kreative Kulturvermittlung ist das Tanzstation Barmer Bahnhof in Wuppertal. Dieses führt Tanz- und Performance-Aufführungen an öffentlichen Orten auf und bindet die Zuschauer mithilfe digitaler Karten aktiv in das Geschehen ein. Die Zuschauer werden durch die Stadt geleitet und erleben Kunst auf eine interaktive Weise, die neue Verbindungen zwischen Publikum und Darbietung schafft.
Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Himmel über Hamburg“. Musiker:innen der Dresdner Sinfoniker verteilen sich mit Alphörnern, Trompeten und chinesischen Trommeln über ein gesamtes Wohnquartier. Das Publikum sitzt auf einem Sportplatz mitten im Geschehen und erlebt die Aufführung aus einer völlig neuen Perspektive. Die Musiker:innen, die mit Gurten auf den Dächern schwindelerregender Hochhäuser gesichert sind, schaffen ein beeindruckendes akustisches und visuelles Erlebnis, das Kultur in den Alltag der Menschen bringt.
Digitale Kulturvermittlung: Neue Wege zur Erreichung des Publikums
Digitale Kulturvermittlung bezieht sich auf die Nutzung moderner Technologien wie Apps, Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR), um Kunst und Kultur interaktiver und zugänglicher zu gestalten. Im Gegensatz zur traditionellen Kulturvermittlung, die auf physische Interaktionen und analoge Methoden setzt, erlaubt die digitale Kulturvermittlung dem Publikum, aktiv zu werden, Wissen zu erwerben und die Kunst auf neue, innovative Weisen zu erleben.
Beispiel: Das Staatstheater Augsburg und Virtual Reality
Ein Beispiel für digitale Kulturvermittlung bietet das Staatstheater Augsburg, das in Deutschland eine Vorreiterrolle bei der Integration von VR-Technologie in Theaterproduktionen eingenommen hat. Das Theater bietet VR-Theaterstücke, die direkt von Zuhause aus erlebbar sind. Mit Produktionen wie dem dystopischen Kammerspiel „Unser Leben in den Wäldern“ werden virtuelle 360-Grad-Erfahrungen geschaffen, bei denen Schauspieler vor einem Greenscreen gefilmt und in eine digital gestaltete Welt eingebunden werden.
Die Produktionen verwischen die Grenze zwischen Fiktion und Realität, indem sie den Zuschauer in eine virtuelle Umgebung eintauchen lassen, die durch VR-Brillen erlebbar wird. Diese Methode ermöglicht es Menschen, die aufgrund von körperlichen oder geografischen Einschränkungen nicht in der Lage sind, ein Theater zu besuchen, dennoch ein immersives Theatererlebnis zu genießen.
Neben der Inklusion von Menschen mit körperlichen Einschränkungen ermöglicht diese Technologie auch eine neue Verbindung zu jungen Menschen, indem sie VR-Brillen in Schulen einsetzt und die Schüler so in die Welt des Theaters einführt. Dies fördert langfristig auch das Interesse am physischen Theaterbesuch.
Anwendungsbereiche der digitalen Kulturvermittlung
Digitale Kulturvermittlung ermöglicht es Kulturinstitutionen, ihre Angebote orts- und zeitunabhängig zugänglich zu machen. Dies bedeutet, dass Menschen Kultur von überall aus erleben können – sei es durch digitale Sammlungen, virtuelle Museen oder Online-Workshops. Die Zugänglichkeit zu Kulturgütern wird so verbessert und Barrieren abgebaut, was zur Demokratisierung des kulturellen Erbes beiträgt.
Ein Beispiel für die Anwendung dieser digitalen Werkzeuge sind virtuelle Museumsrundgänge. Besucher können Exponate und Kunstwerke entdecken, ohne vor Ort zu sein. Diese Rundgänge ermöglichen eine Auseinandersetzung mit der Kunst, oft begleitet von zusätzlichen Informationen, die das Erlebnis bereichern. Außerdem gibt es interaktive Ausstellungen, die AR nutzen, um beispielsweise historische Stätten digital wiederaufzubauen oder vergangene Ereignisse in Echtzeit erlebbar zu machen.
Vorteile der digitalen Kulturvermittlung
Die Digitalisierung ermöglicht die dauerhafte Bewahrung und Verbreitung von Kulturgütern. Museen, Bibliotheken und Archive können ihre Sammlungen digitalisieren und der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, wodurch der Zugang zu Kultur nicht nur erleichtert, sondern auch dauerhaft gesichert wird. Diese digitalen Angebote schaffen neue Möglichkeiten für Interaktion und fördern das Interesse an Kultur und Kunst. Beispielsweise sind Social Media-Plattformen wie Instagram und TikTok zu wichtigen Tools geworden, um Kultur einem breiteren und jüngeren Publikum näherzubringen.
Herausforderungen und Chancen
Obwohl digitale Kulturvermittlung viele Chancen bietet, gibt es auch Herausforderungen. Besonders kleinere Kulturinstitutionen stehen oft vor finanziellen und personellen Engpässen, die die Implementierung digitaler Strategien erschweren. Doch gerade hier bieten Förderprogramme und Kooperationen mit Technologieunternehmen oder Förderinstitutionen Möglichkeiten, diese Hürden zu überwinden.
Letztlich ermöglicht digitale Kulturvermittlung nicht nur eine Erweiterung des klassischen Kulturangebots, sondern trägt auch dazu bei, das kulturelle Erbe zu bewahren und es einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es schafft Plattformen für Kreativität und Austausch und macht Kultur zu einem interaktiven und zugänglichen Erlebnis für alle.
Verantwortung der Kulturinstitutionen
Kulturinstitutionen tragen die Verantwortung, ihre Programme und Angebote an die veränderten Bedürfnisse der Gesellschaft anzupassen. Es geht darum, aktiv auf die Menschen zuzugehen und ihnen nicht nur Kunst zu präsentieren, sondern sie auch in den kreativen Prozess einzubinden.
Fazit
Kulturvermittlung und Audience Development sind essenziell, um Kunst und Kultur zukunftsfähig zu machen. Durch den Einsatz digitaler Tools, kreativer Programme und neuer Technologien haben Kulturinstitutionen die Möglichkeit, neue Zielgruppen anzusprechen und Kultur über die traditionellen Grenzen hinaus zugänglich zu machen. Kultur ist keine Einbahnstraße – sie lebt von der aktiven Beteiligung und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen.